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Erschienen am: 31.03.2008

200 Jahre Katastertechnik - 20 Jahre elektronische Tachymetrie

Am 28. Januar 2008 informierten sich die Referatsleiter der Vermessungsabteilung im Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und die Führungsspitze des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation über die aktuellen technischen Möglichkeiten der elektronischen Tachymetrie.

Unter Leitung von Hans Baumgartner (Leiter des Vermessungsamtes Ebersberg) stellte der Fachkreis Feldrechner und Außendiensttechnik das Tachymeter Leica TCRP1203+ vor.

Präsident Prof. Nagel verweist auf historischen Bezug

In seiner Begrüßung wies Präsident Prof. Nagel auf einen bemerkenswerten historischen Bezug hin:
Fast auf den Tag genau konnte die Katastervermessung in Bayern ihren 200. Geburtstag feiern: König Max I. Joseph begründete mit seinem Erlass zur „Einleitung der definitiven Steuerrektifikation“ am 27. Januar des Jahres 1808 die Steuerrektifikationskommission. Der dem „geheimen Finanz-Ministerium“ unterstellten Kommission gehörten die „Gründerväter“ Joseph von Utzschneider, Georg von Grünberger, Adrian von Riedel, Landesdirektionsrat Amann, Ulrich Schiegg, Michael Riedl, Georg Badhauser und Thaddäus Lämmle an. Ihre Aufgabe war es, die Voraussetzungen zu schaffen, um Steuern im gesamten Königreich gerecht nach den Flächengrößen und der Bodenbeschaffenheit der Grundstücke zu erheben.

Die Steuerrektifikationskommission nutzte die damals modernsten Methoden (Festpunktfeld des Topographischen Büros, Messtischverfahren unter Einsatz Reichenbach’scher Distanzfäden, Lithographie zur Erstellung eines einfach zu vervielfältigenden Rahmenkartenwerks) unter optimalem Einsatz der vorhandenen Verwaltungsmittel (heute bekannt als Controlling und Kosten-Leistungs-Rechnung), um ein multifunktionales, zukunftsorientiertes Kataster zu erstellen.

Der Aufgabe einer effizienten Katasterführung zum Wohle der Bürger Bayerns stellt sich die Bayerische Vermessungsverwaltung heute genauso wie vor 200 Jahren.

Konrad Storch und Hans Baumgartner berichten

Konrad Storch (VA Amberg) und Hans Baumgartner (VA Ebersberg) berichteten über die Erfahrungen aus dem dreiwöchigen Einsatz dieses neuen elektronischen Tachymeters Leica TCRP1203+ im täglichen Betrieb.

Zwanzig Jahre nach Einführung der elektronischen Tachymetrie mit durchgängigem Datenfluss bei allen Vermessungsgruppen stellt dieses moderne Instrument komfortable Funktionen zur Verfügung, von denen nicht nur die Steuerrektifikationskommission sondern auch der Katastergeometer des Jahres 1987 in kühnsten Visionen nicht zu träumen wagte:

  • Reflektorlose Distanzmessung bis 1000m ermöglicht eine rasche Einpassung in das Koordinatenfeld über Gebäudeecken in weitläufigen Gebieten. Die automatische Prismensuche mit anschließender automatischer Messung ist auch mit Standardprismen möglich. GPR1-Prismen werden zuverlässig im Bereich bis 300m Entfernung gefunden.
  • Bluetooth-Anbindung an den Feldrechner.
  • Eine optische Einweishilfe erleichtert Absteckungen im Bereich bis 250m um das Tachymeter wesentlich.
  • Die Möglichkeit der vollständigen Fernsteuerung des Tachymeters vom Zielpunkt aus ermöglicht Entscheidungskompetenz am Meßobjekt. Die Verbindung wurde bis 500m Entfernung vom Tachymeter erprobt.
  • Eine elegante Kombination mit einem Satellitenpositionierungssystem erfüllt die letzten Wünsche nach effizientem Arbeiten im Feld.

Entkoppeln der Arbeitsprozesse

Mit dieser Ausrüstung ist ein Entkoppeln der Arbeitsprozesse von Vermessungsgruppenleiter und Mitarbeiter möglich: Während die Absteckung, Vermarkung und Kontrollaufnahme von Punkten mit der Fernbedienung vom Mitarbeiter eigenständig vorgenommen wird, kann der Vermessungsgruppenleiter den Feldrechner für andere Arbeiten wie z. B. Vorwegkoordinierungen oder ALKIS-Bearbeitungen nutzen. Die Teamarbeit von Vermessungsgruppenleiter und Mitarbeiter wird unterstützt und entflochten.

Die Verwaltungsführung stellte sogleich unmissverständlich fest, dass diese Teamgröße das Optimum darstellt und der Ein-Mann-Meßtrupp für unsere Zwecke nicht in Frage kommt.

Quantensprung für die tägliche Arbeit

Diese technischen Neuerungen stellen einen Quantensprung für die tägliche Arbeit im Feld dar. Nun gilt es, das weitere Vorgehen sorgfältig zu planen, um die kommenden Herausforderungen von ALKIS im Außendienst zu meistern.

Das Prinzip „moderne Technik nutzen und damit effektiv handeln“ hat sich in der Bayerischen Vermessungsverwaltung nunmehr schon seit zweihundert Jahren bestens bewährt!

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